Sicherheit für alle Bürger und Bauern sei das oberste Ziel für Urgraf Udo mit der gespaltenen Klaue gewesen, so besagt es die Legende. Im 14. Jahrhundert habe er die Einwohner Pankows vor räuberischem Gesindel beschützt, sich später im Fluss Panke ertränkt, kehre aber alle 50 Jahre zurück, um zu schauen, ob seine Nachfahren in Pankow sowie in den Vasallenstädten der Pankgrafen seiner Devise treu geblieben sind.
Nun ist auch Osterode eine dieser besagten Vasallenstädte, in der die Vereinigung der Pankgrafen noch heute ihre alte Tradition pflegt. Nein, mit räuberischem Gesindel haben sie eher selten zu tun, dafür aber haben sie sich die Gemeinnützigkeit auf die Fahnen geschrieben. Und somit im weiteren Sinne wohl auch die Sicherheit aller Bürger und Bauern, die ja nicht nur etwas mit der Angst um Leib und Leben zu tun hat.
Olivier Kutscher und Horst Reinecke statteten der Osteroder Tafel einen Besuch ab, zu dem sie nicht mit gespaltener Klaue, sondern mit vollen Händen kamen. Etliche Lebensmittel, vor allem solche, die lange haltbar sind, brachten sie als Spende mit. Immerhin rettet die Tafel Lebensmittel davor, weggeworfen zu werden, und gibt sie an jene weiter, die sie dringend benötigen. Gemeinnützigkeit in doppeltem Sinne also.
Zudem ist erwiesen, dass soziale Gerechtigkeit auch zur Sicherheit innerhalb einer Gesellschaft beiträgt, weshalb also Urgraf Udo diese Spende sicher aus vollem Herzen unterstützt hätte. Aber Spaß beiseite, die Pankgrafen in Osterode spenden regelmäßig für gute Zwecke, und natürlich haben sie auch die Tafel immer im Blick.
„Gegen die Wegwerfgesellschaft ist die Tafel ein gutes Mittel“, sagt Olivier Kutscher, der als Betreiber der Thomas Phillips-Filiale in Herzberg sehr genau weiß, dass auch viele Sonderposten begeisterten Absatz finden. Horst Reinecke kennt die Osteroder Tafel als Pastor von Anfang an, ist froh, dass so viel Not gelindert werden kann. Allerdings dürfe es eigentlich nicht sein, dass die Politik sich auf eine Einrichtung wie die Tafel verlässt, um sozialer Ungerechtigkeit entgegenzuwirken.
Eventuell ist bei dieser Bemerkung Urgraf Udo dann doch kurz aus der Panke gestiegen und hat zustimmend genickt. Auf jeden Fall freuen sich Luise Schrader und Katja Kohlstruck sehr über die Spende, die sie an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben können.
Christian Dolle