Von der Reformation und „kleinen Apfelbaumzeichen“

Nachricht Bartolfelde, 31. Oktober 2024

Landesbischof Ralf Meister war in Bartolfelde zu Gast

@mareike Spillner

Herausgeputzt, mit Aufmarsch des Spielmannszuges, zünftigem Luther-Bier, Kaffee und Kuchen – und das halbe Dorf auf den Beinen: So präsentiert sich Bartolfelde, wenn Landesbischof Ralf Meister zu Besuch kommt. Eben dieser hielt in der St. Bartholdi Kirche die Predigt zum Reformationstag – und der Einladung von Pastor Torsten Kahle und seinen BOB-Gemeinden Barbis, Bartolfelde und Osterhagen waren viele Interessierte aus dem gesamten Kirchenkreis gefolgt. Der Landesbischof holte damit seinen Besuch von 2020 anlässlich des großen geplanten Dorffestes rund um den Bartolfelder Teich nach, das Corona-bedingt abgesagt werden musste. In seiner Predigt ging Ralf Meister auf den Satz vom Apfelbäumchen ein: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Einer dieser Sätze für die Geschichtsbücher, der fälschlicherweise oft Martin Luther zugeschrieben wird. Dabei stammt er eigentlich aus einem Schreiben der bekennenden Kirche von 1944. Doch die Botschaft sei von Bedeutung, so der Landesbischof. „Weil es eine tiefe Sehnsucht gibt, wenn die Probleme immer größer werden, dass wir starke Hoffnungssätze, dagegenstellen.“ Obwohl es ihm, ehrlicherweise, in diesen Zeiten manchmal schwerfiele, zuversichtlich zu bleiben. „Doch mit Ansagen des Weltuntergangs helfen wir uns nicht. Wir brauchen konkrete praktische Gründe, warum unser Tun sinnvoll ist, damit es ein gutes Morgen gibt.“ Ralf Meister ging zudem auf die Rechtfertigungslehre ein, bei der es im Wesentlichen darum geht, ob der Mensch durch gute Taten oder Gaben vor Gott gerecht wird oder allein durch den Glauben – also um die Vergebung der Sünden durch Gottes Gnade. Über Jahrhunderte waren Katholiken und Protestanten in dieser Frage uneins – heute lobte der Landesbischof die Fortschritte in den ökumenischen Beziehungen zur katholischen Kirche und die vielen Zeichen der Gemeinschaft. „Kleine Apfelbaumzeichen“, wie er sie nannte. Reformation habe für die Menschen Freiheit bedeutet. Sie sei ein Geschenk, genau wie das Leben selbst, das Empfinden von Freude, das Gefühl, zu lieben und geliebt zu werden. „Reformation ist für mich dieser Apfelbaum. Wir helfen dabei, dass Mitmenschen morgen diese Früchte tragen.“ Der feierliche Gottesdienst zur Reformation wurde musikalisch von Dirk Steinig an der Orgel, Dr. Stephan Kienzle am Saxofon und der BOB-Kantorei unter der Leitung von Margret Kernbach gestaltet.

Im Anschluss war reichlich Gelegenheit, mit Landesbischof Ralf Meister ins Gespräch zu kommen, der Musik des Musikzuges des Schützenvereins Bartolfelde zu lauschen – und das ein oder andere Erinnerungsfoto zu machen. Schließlich ist es nicht alltäglich, dass sich der Landesbischof die Zeit nimmt, und aus Hannover zu Besuch kommt.

Mareike Spillner