Im Kirchenkreis Harzer Land gibt es 56 Kirchen und Kapellen, 45 Gemeinderäume und 15 Pfarrhäuser. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen ein Bestand, den sich die Kirche (nicht nur im Harzer Land) nicht mehr leisten kann. Auf der anderen Seite haben all diese Räumlichkeiten eine Funktion innerhalb der Gemeinden und fast mehr noch eine emotionale Bedeutung für viele Menschen.
Den Mitgliedern der Kirchenkreissynode machte der Ausschussvorsitzende des Gebäudemanagementausschusses, Uwe Rumberg, am vergangenen Freitag in Bad Sachsa noch einmal deutlich, dass etwas passieren muss, da in Zukunft nicht mehr alle Gebäude vom Kirchenkreis bzw. der Landeskirche mitfinanziert werden können. Der Ausschuss brachte daher ein Kategorisierungssystem auf den Weg, das Pastor Rumberg nun ausführlich vorstellte.
Dabei gab er immer wieder zu bedenken, dass die dort vorgenommenen Kategorisierungen erst einmal nur Vorschläge sind, die in den Regionen diskutiert werden können, zudem hat jede Kirchengemeinde natürlich die Möglichkeit, selbst Wege für die Finanzierung ihrer Gebäude zu finden. Noch dazu werden Baumaßnahmen, die die Sicherheit betreffen, auf jeden Fall gewährleistet.
Das Gebäudemanagementsystem sieht vor, dass es für Gemeinderäume wie auch für Kirche vier Kategorien gibt. Also in jeder der Regionen ein zentrales Gemeindehaus bzw. eine Kirche, die die vollen Bauergänzungsmaßnahmen bekommen, bis hin zu jenen Flächen, die nur noch in dringenden Maßnahmen unterstützt werden, bei denen die Kirchengemeinden also für alles, was über die Grundzuweisungen hinausgeht, selbst Lösungen finden müssen.
Was das im Einzelnen bedeutet, ist in den Gemeinden sehr unterschiedlich, oft sind es aber eben Einschnitte, die wehtun. So schloss sich eine recht lebhafte Diskussion an, in der einige befürchteten, dass sich Gemeinden innerhalb der Regionen nur schwer auf eine Kirche einigen können, andere, dass insbesondere die Dörfer zugunsten der Städte zu leiden hätten. Ein Beschluss über die endgültige Einordnung der einzelnen Gebäude wurde noch nicht gefasst, da diese wie gesagt in den Regionen diskutiert werden soll.
In ihrem Ephoralbericht sagte Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng später: „Ich vermute, dass wir in den nächsten Jahren an verschiedenen Orten in unserem Kirchenkreis Abschied nehmen müssen. Weil wir Gebäude anders nutzen oder auch gar nicht mehr.“ Das sei traurig, sei schwierig, das wisse sie selbstverständlich, allerdings sei es angesichts sinkender Mitgliederzahlen unumgänglich.
Durch neue Zuweisungsrichtlinien galt es auch, über eine Änderung der Finanz- und der Bausatzung abzustimmen. Für die Grundzuweisungen an die Kirchengemeinden spielen die Größe von Kirchen und insbesondere die Mitgliederzahl eine Rolle. Die Grundzuweisung beinhaltet Bau-, Sach- und Personalkosten. Dem entsprechenden Beschluss zur Finanzsatzung wurde mehrheitlich zugestimmt. Der Beschluss über die Änderung der Bausatzung wurde einheitlich gefasst.
Amtsleiter Karl-Heinz Himstedt berichtete aus dem Kirchenamt über den dortigen Unterschlagungsfall, der einige personelle Veränderungen nach sich zog. Da der Fall noch bei der Staatsanwaltschaft noch liegt, konnte er zum laufenden Verfahren keine detaillierteren Angaben machen. „Natürlich zieht sowas runter“, sagte er zur Stimmung im Amt.
Mit Rainer Bremer und Stephan Liebing wurden zwei weitere Mitglieder für den Klimaschutzausschuss gewählt, beide einstimmig. Auf die Synode insgesamt kommt bald die Neuwahl zu, offiziell zum 1. Januar 2025. 37 Mitglieder, davon zehn ordinierte, müssen gewählt werden, hinzu kommen 12 Berufene und jene, die aufgrund ihres Amtes dem Gremium angehören. Wer die Aufgabe übernimmt, wird von den Kirchenvorständen beschlossen, nur falls es keine Einigung geben sollte, steht in diesem Fall eine Wahl an.
Die Superintendentin blickte noch einmal auf die Kirchenvorstandswahl zurück, dankte allen, die sich zur Wahl stellten und alle, die gewählt haben, immerhin mit einer deutlich gestiegenen Wahlbeteiligung. Insgesamt wurden im Harzer Land 172 Personen gewählt und noch einmal 31 berufen, davon etwa ein Dutzend unter 27 Jahren. „Von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist der Wissenstransfer vom alten zum neuen Kirchenvorstand“, gab Ulrike Schimmelpfeng mit auf den Weg, „Ich bitte Sie herzlich, sich dazu Zeit zu nehmen.“
Christian Dolle