Die Sportvereine in den Dörfern des Alten Amtes mit ihren so unterschiedlich aufgestellten Bereichen könnten ein gutes Lernfeld dafür sein, paradiesisch miteinander umzugehen. Das sagte Pastor Rolf Wulkop am Sonntag während eines Gottesdienstes auf dem Sportgelände am Birkenweg, an dem auch Bewohner des Mundus-Hauses teilnahmen. Der Gottesdienst gehörte zum Sportwochenende des FC Auetal. Wie die gesamten Erlöse und Spenden kommt auch die Kollekte dem Kunstrasenprojekt des Vereins zugute. Im Mittelpunkt der Predigt stand die Unterscheidung zwischen Gut und Böse, die Sündenfallgeschichte, also die Vertreibung aus dem Paradies. Nachdem Wulkop zum Auftakt die Bedeutung von „Fairplay“ thematisiert hatte und als Lesung den „Sündenfall“ vorgetragen hatte, stellte der Geistliche immer wieder eine Verbindung zwischen Kirche und Fußball her. Er versetzte die Zuhörer in das „Edenstadion, östlich von Paradiesfurt“ und schilderte die Geschichte vom Menschen im Paradies und die Ausweisung daraus im Stile eines Fußballberichts. Das Paradies sei dort, wo Menschen im täglichen Leben so fair miteinander umgehen, „wie wir es uns für jeden Wettkampf wünschen“, sagte Wulkop anschließend. Für ihn gehört es zu den Höhepunkten eines Fußballspiels, wenn sich ein Spieler einsetzt für einen anderen der gegnerischen Mannschaft. Als Beispiel für Fairness nannte er unter anderem Miroslav Klose, der einmal gegen einen falsch gegebenen Elfmeter protestiert hatte – zugunsten der anderen Mannschaft. „Das wäre das Paradies im echten Leben, wo der Schiedsrichter nur noch zum Ansagen der Spielzeit gebraucht wird, alles andere in Liebe, in Rücksicht, in Fairness geregelt wird“, betonte Wulkop. Doch unser Leben und auch unsere Wettkämpfe würden so nicht funktionieren. Problematisch sei, wenn Verlierern nicht mit Achtung begegnet werde. „Ich wünsche mir, dass dies im Alten Amt nicht gilt. Ich wünsche mir, dass auch die Verlierer und die Schwachen hier ihren Platz haben“. Beginnen könne dies auf dem neuen Fußballfeld, also dem angestrebten Kunstrasenplatz. Ältere Menschen würden immer wieder erzählen, was früher zwischen den Dörfern Kalefeld und Echte und Kalefeld und Sebexen los gewesen sei, wenn man gegeneinander Fußball spielte. „Wenn auch die Mannschaft fair gespielt hat, so gab es unter den Zuschauern heftige Prügeleien, heftiger als zwischen Zebra und Leopard im Edenstadion“, so der Pastor, der zwischen seinen Worten per Lautsprecher bekannte Fußballhymnen wie „You'll Never Walk Alone“ oder „We Are The Champions“ einspielte. Er erinnerte an eine Gemeindefahrt zur Landesgartenschau nach Wolfsburg. Direkt neben dem Gelände lag das Fußballstadion. Es habe ihn erschreckt und abgestoßen, wie im Vorfeld des Spiels das Publikum eingepeitscht und aufgeheizt wurde. „Wir machen sie fertig“ habe noch zu den „Freundschaftsangeboten“ gezählt. „Hier kann Fußball mehr, gerade in den kleinen Dörfern und Vereinen auf den kleinen Fußballfeldern“, so Wulkop, der die friedensstiftende Bedeutung dieses Sports hervorhob und darin erinnerte, dass Sebexen und Kalefeld schon längst gemeinsam auftreten würden. Zum Abschluss schlug Wulkop noch einmal den Bogen zur Vertreibung aus dem Paradies. „Ich glaube, die Rote Karte, die uns den Platzverweis aus dem Paradies eingebracht hat, hat sehr viel mit Wettkampf auf Kosten anderer zu tun. Wo wir groß sein wollen, indem wir die anderen klein machen, verderben wir uns das Paradies“, meinte Wulkop. Den Vereinen in Kalefeld wünschte er, dass sie alle ohne Eifersucht auf den anderen, ihren Platz finden mit all ihren besonderen Fähigkeiten und Begabungen. Zu den Vereinen im Alten Amt gehört der FC Auetal, dessen Vorsitzender Manuel Winter die Besucher während des Gottesdienstes über den geplanten Umbau des Rotascheplatzes in einen Kunstrasenplatz informierte und den aktuellen Sachstand bei diesem Vorhaben deutlich machte. „Wir sind seit ungefähr drei Jahren im Gange, das hat bis jetzt viel Arbeit und viel Mühen gekostet. Wir sind jetzt in der finalen Phase, wir könnten in den vergangenen Tagen die Kosten um knappe 150.000 Euro drücken“, so Winter. Dies sei möglich geworden, weil die Verantwortlichen des FC Auetal ein Unternehmen gefunden haben, das den Unterbau nicht selber machen möchte und der Verein mit örtlichen Firmen in Verbindung treten konnte, die einen kompletten Unterbau mit Drainage herstellen. Hinzu kämen Eigenleistungen, dadurch ließen sich die Kosten senken. Mit der neuen Kostenschätzung würde nochmals ein Antrag an den EU-Fördertopf Leader gestellt. Winter machte deutlich, dass der Verein auch weiterhin auf Spenden angewiesen sei. Ganz in diesem Sinne gingen Mitglieder des Vereins mit Klingelbeuteln durch die Reihen und freuten sich über viele Münzen und Scheine, die für ihr „Herzensprojekt“ darin landeten. Pastor Rolf Wulkop predigte erstmals auf dem Sportplatz. Aufmerksam verfolgten die Besucher den Gottesdienst.
Gandersheimer Kreisblatt