Die Türen werden geöffnet, das Absperrband angehoben und sofort stürmen die Besucher los, um die besten Plätze zu ergattern. Klingt mehr nach einem ABBA-Konzert als nach einem Gottesdienst? Nun ja, das neueste Event der Jugendkirche Paulus war im Grunde ja auch beides in einem.
Zu „Gimme Gimme Gimme“ und begleitet vom rhythmischen Mitklatschen ihrer Gäste tanzten Rieke Strutzberg, Maximilian Winkler, Carolin Frank und Sonja Abendroth in den eigens für den Gottesdienst genähten Kostümen in die Pauluskirche hinein. Kim Krautz begrüßte zu einem besonderen Eventgottesdienst, der die Musik der schwedischen Band in den Mittelpunkt stellt und damit Generationen verbinden soll. Es folgt „Knowing me, knowing you“ und dazu eine Choreografie der vier „Hauptdarsteller“.
Es waren natürlich nicht nur sie allein, sondern auch José Lopez und Maja Gameboge als Musiker, die Technik und etliche Helfer im Hintergrund, die alles als eine professionell aussehende, liebevoll bis ins Detail geplante und mitreißende Show erscheinen ließen. Doch es war keine Show. Es war ein Gottesdienst. Das wurde deutlich als Rieke nach „Dancing Queen“ den Songtext über die in der Disco tanzende Protagonisten analysierte und herausstellte, dass es eigentlich um Selbstvertrauen geht, darum, die Zeit, die wir haben, mit dem auszufüllen, was wir lieben.
„Wir dürfen Dinge tun, die vorher Leuten vorbehalten waren, die studiert haben“, stellte sie dankbar fest. Das sei etwas, was Martin Luther der Kirche brachte, die Zuwendung zu den Menschen, die Gewissheit, nicht perfekt sein zu müssen, etwas wagen zu dürfen, wenn wir dabei auf Gott bauen. In den Kurzpredigten der drei anderen ging es um „I have a dream“, jenen Song, der von Hoffnung erzählt, von der Sehnsucht nach einer besseren Welt, also letztlich eine Botschaft, die der der Bibel sehr nahekommt.
„Take a chance on me“ sagt uns, dass wir die Chancen, die sich uns im Leben bieten, ergreifen sollen, dass wir uns manchmal auf Neues einlassen sollten, ganz so, wie es beispielsweise auch David im biblischen Kampf gegen Goliath tat und dabei über sich hinauswuchs. Und letztlich geht es in „SOS“ um Herzschmerz nach Schicksalsschlägen, bei denen Christen darauf vertrauen dürfen, dass Gott diesen Hilferuf erhört und in unser Leben eingreift.
Diese Gedanken griff Kim Krautz zusammen mit einigen Jugendlichen anschließend noch einmal auf, die bekannten, was ihnen im Leben Halt gibt, verbunden mit Bibelworten, die in vielleicht nicht immer sofort verständlichen Worten genau das beschreiben, wonach auch heutige Jugendliche sich sehnen.
Am Ende dieses wirklich unvergleichlichen Gottesdienstes hieß es dann zum einen „Thank you for the music“, zum anderen dankte Jugendpastor Simon Burger für diese Freiräume, die Kirche den Jugendlichen bieten kann, um sich auszuprobieren, und den Jugendlichen für ihre kreativen Formen, mit denen sie Kirche heute bereichern. Viel Lob gab es auch von den Besuchern, für die Idee und die Musik, für die neuen Gedanken zu den bekannten Songs und für wahre Gänsehautatmosphäre, die so in der Kirche nicht alltäglich ist.
Christian Dolle