„Wir hatten im 20. Jahrhundert zwei totalitäre Systeme in Europa, die auch Christen verfolgten und ermordeten“, sagt Johannes Paulsen. Einige der Christen, von denen er spricht, sind in der Ausstellung „Christliche Märtyrer“ portraitiert, die derzeit in der St. Servatius-Kirche in Duderstadt zu sehen ist.
Am Sonntag lud Pastor i.R. Paulsen zur ersten Führung ein und erläuterte vieles, was auf den Stellwänden dargestellt ist. Zunächst einmal betonte er, dass es eine ökumenische Ausstellung ist, weshalb die einzelnen Porträts auch in unterschiedlichen Farben für Mitglieder der katholischen, der evangelischen, der orthodoxen Kirche sowie der Freikirchen dargestellt sind.
Inhaltlich geht es um Lebens- und Leidenswege von Menschen, die sich aus ihrer Position in der Kirche heraus oder aber aus christlicher Überzeugung gegen Kommunisten bzw. Nationalsozialisten zur Wehr setzten. Die Vorbereitung dafür dauerte insgesamt vier Jahre, also die Konzeption dessen, was bis Ende Februar in der Kirche zu sehen ist, aber unter anderem auch Interviews mit Nachkommen, zu denen man über eingefügte QR-Codes gelangt und die manche Biografie noch vervollständigen und sicher auch intensivieren.
Besonderer Wert wurde auf die Einbeziehung Russlanddeutscher gelegt, so Paulsen, auch geschichtliche Zusammenhänge werden aufgezeigt, der Fokus liegt aber ganz klar auf den jeweiligen Personen, von denen die Geschwister Scholl sicherlich die bekanntesten sind. Sie alle wendeten sich gegen die Regime, die ihre Ideologie mit aller Gewalt durchsetzten, die Kirche zu vereinnahmen suchten und damit gegen die religiösen Überzeugungen der Märtyrer handelten, so dass diese aus Glaubensgründen ihre Stimme dagegen erheben mussten.
Das Leiden der Menschen, betont Johannes Paulsen, geht dabei nicht in erster Linie mit Wut oder Hass einher, vielmehr zeige sich immer wieder das große Gottvertrauen, das Erdulden und eben auch der Trost im Glauben. „Das sind Merkwürdigkeiten für unseren Verstand, bei denen man feststellt, dass die göttlichen Dinge ihn manchmal übersteigen“, sagte er.
Am Ende wies er auch darauf hin, dass es bis heute Verfolgung von Christen auf der Welt gibt, so dass dieses Thema nicht nur ein historisches ist. Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Februar zu sehen, Führungen werden am 12. sowie am 19. Februar jeweils um 16 Uhr angeboten und sind kostenfrei.
Christian Dolle