Lässt sich die Kirche im Harzer Land mit dem Tourismus im Harz vergleichen? In gewisser Weise schon, meint Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder. Ebenso wie der Tourismus in der Region ist Kirche im Umbruch, muss sich erneuern, sich dabei auf ihre Stärken sowie ihren Markenkern besinnen und sollte ihre Zielgruppe kennen.
Diesen neuen Blick bekam sie im vergangenen Jahr bei ihrer Visitation in den Gemeinden zwischen Kalefeld und Bad Sachsa, zwischen Duderstadt und Hahnenklee. In dieser Woche nämlich gab es auch ein Gespräch mit Carola Schmidt vom Harzer Tourismusverband, der diese Parallelen zwischen der Vermarktung von touristischen Destinationen und den Angeboten für Gemeindeglieder in einer Zeit der hohen Kirchenaustritte offenbarte. Dr. Ruck-Schröder war erneut im Harzer Land zu Gast, um im Rahmen der Kirchenkreissynode Bilanz zu ziehen über diese Woche mit vielen Eindrücken.
„Ich war unheimlich gerne hier“, bedankte sie sich und lobte explizit die Diakonie, die Notfallseelsorge, die Suchtberatung, die Altenheimseelsorge sowie das starke Ehrenamt hier in der Region. Diese, so führte sie aus, zählten zu den Stärken, die es zu präsentieren gelte. Der Weg dahin sei eine Regionalisierung, also eine deutlich stärkere Zusammenarbeit der Gemeinden, ebenso, wie es auch im Tourismus geschieht, weil ja Menschen von außen den Harz erst einmal als Harz und die Kirche als Kirche wahrnehmen. Ein Patentrezept gebe es nicht, doch wenn wie hier viele Ideen gemeinsam umgesetzt werden, könne man trotz schwieriger Zeiten und sinkender Mitgliederzahlen zuversichtlich in die Zukunft gehen.
Für die Zukunft im Harzer Land stehen auch die evangelische Jugend bzw. die Jugendkirche Paulus. Gemeinsam präsentierten sie sich und ihre Arbeit den Mitgliedern der Synode. Kim Krautz, Maximilian Winkler und Jannik Strutzberg stellten gemeinsam mit Axel Peter und Simon Burger die Jugendarbeit allgemein und einige herausragende Events im Besonderen vor. Dabei standen die Entstehung des Jugendraumes an der Jugendkirche im Fokus, sowie auch zahlreiche Freizeitaktionen und nicht zuletzt die Motto-Gottesdienste, die es ja auch in die überregionale Berichterstattung und ins Fernsehen schafften. Schon am 26. Februar steht das nächste Event auf dem Plan, dann wird in Bad Lauterberg der ABBA-Gottesdienst gefeiert.
Zu den Stärken im Harzer Land zählte die Regionalbischöfin auch das Kirchenamt in Northeim. Amtsleiter Karl-Heinz Himstedt zog in der Sitzung nun Bilanz zur Fusion der Kirchenämter der Kirchenkreise Harzer Land und Leine-Solling, die äußerst positiv ausfiel. „Es gab von Anfang an kein Wir und Ihr“, berichtete er, alles sei gut zusammengewachsen. Schuld daran sei in gewisser Weise auch Corona. Wenn die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen auch neue Herausforderungen mit sich brachten, so war das Kirchenamt doch das einzige in der Landeskirche, das während der gesamten Zeit nie schließen musste. Diese Zeit nutzten alle Mitarbeiter, um sozusagen zusammenzuwachsen und die neuen Strukturen unter besonderen Bedingungen zu erproben und so zu verbessern, dass sie jetzt als eingespielt bezeichnet werden können.
Zu den Aufgaben des Kirchenamtes zählt ja unter anderem vieles, was mit Finanzen zu tun hat. So präsentierte Kathrin Lindert den Haushalt des Kirchenkreises, der für die Jahre 2023 und 2024 trotz deutlicher Sparvorgaben seitens der Landeskirche ausgeglichen ist. Der Beschlussvorschlag wurde einstimmig verabschiedet.
Außerdem gab es noch eine Nachwahl für den Stellenplanungsausschuss, wo Dr. Till Engelmann künftig für Johanna Friedlein mitarbeiten wird. Ein Sitz im Gebäudemanagementausschuss muss noch neu vergeben werden.
Nach einer arbeitsreichen Sitzung dankte Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng zunächst Dr. Ruck-Schröder für ihren erneuten Besuch und griff dann einige ihrer Punkte noch einmal auf. So den Dank an viele Ehrenamtliche, die in den Gemeinden und in den Kirchenvorständen tätig sind. Aber sie schloss auch die Pastorinnen und Pastoren mit ein, die zwar in diesen Zeiten des Umbruchs nicht mehr in jeder Gemeinde ansässig, aber doch als Seelsorger präsent sind. „Für jedes Gemeindeglied ist ein Pastor oder eine Pastorin da“, betonte sie. Und im Harzer Land gibt es auch noch Bewerber*innen auf die freien Stellen. So lässt sich eben wirklich zuversichtlich in die Zukunft gehen.
Christian Dolle