„Jetzt ist die Zeit“ – überall in Nürnberg prangt dieser Slogan: An den Kirchentagsschals, von Hausfassaden und an Plakaten. Vom 7. bis 11. Juni fand der Deutsche Evangelische Kirchentag statt, bei dem sich etwa 70.000 Christ*innen in Nürnberg und Fürth trafen, um bei rund 2.000 Veranstaltungen gemeinsam den Glauben zu erleben und zu feiern. Ein „Sommermärchen 2023 des Glaubens“, wie der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König treffend betitelte. Auch einige Kleingruppen und Einzelpersonen aus dem Kirchenkreis Harzer Land nahmen am Kirchentag teil. Wie haben Sie ihn erlebt?
David Scherger, Diakon in den Regionen Eichsfeld und Herzberg-Hattorf: „Mein Hauptaugenmerk lag auf der humorvollen Seite des Kirchentages. Selbst feierte ich als Kirchenclown Jo Vanni mit Bastian Basse, Liederpfarrer und Beauftragter für Kirche mit Kindern in Westfalen, sowie mit Martin Kraus und Thomas Meinders das Feierabendmahl ‚Jetzt ist die Zeit zum Feiern‘ am Freitagabend im Zentrum Kinder und Familie. Es war eine sehr lebendige und interaktive Feier zur Geschichte des großen Gastmahls, bei der die Begeisterung im Verlauf stetig stieg und die Kinder noch länger mit dem Konfetti des Konfettisegens ihre Freude hatten. Eine Kollegin kam am Ende emotional berührt zu mir und sagte: ‚Das war fantastisch. Ich habe gelacht und geweint!‘ Der Gang über den Markt der Möglichkeiten, wo sich viele christliche Verbände, Institutionen, Initiativen, Gemeinschaften und Verlage präsentierten, durfte auch nicht fehlen. Den Abschlussgottesdienst am Sonntagmorgen auf dem Nürnberger Hauptmarkt unter einem strahlend blauen Himmel war ein gut abgestimmter Abschluss. Der Pastor Quinton Ceasar aus Wiesmoor in Ostfriesland forderte in seiner Predigt zu einem mutigen Aufbruch: ‚Jetzt ist die Zeit zu mutigen Entscheidungen, die wirklich Veränderung bewirken.‘ Er appellierte an mehr Solidarität mit angefeindeten Homosexuellen, Menschen mit Handicaps, Flüchtlingen und Klimaaktivisten. Viel Zustimmung bekam er u.a. auf dem Platz zu seinem Statement: ‚Wir sind alle die ‚Letzte Generation‘!‘ Seine Predigt schloss er mit dem Aufruf: ‚Klebe dich an die Liebe, die befreit. Klebe dich an die Liebe Gottes, die befreit.‘ Insgesamt war der Kirchentag für mich wieder ein belebender Moment, eine Vergewisserung meines Glaubens, der die Verbundenheit mit anderen Christen erlebbar machte.“
Maximilian Winkler, JuKi Paulus der Bäderregion: „Es war für mich der erste Kirchentag, zu dem ich mitgefahren bin und ich hatte dementsprechend keine Vorstellung und keine Erwartungen, wie das Ganze sein wird. Ich wurde regelrecht ‚überschlagen‘ von der Vielzahl an Angeboten und Aktionen, welche über die gesamten fünf Tage angeboten wurden. Jeden Morgen sind wir gemeinsam zu Bibelarbeiten gefahren, unter anderem von Frank-Walter Steinmeier und Eckard von Hirschhausen. Das war ein sehr schöner und gemeinsamer Einstieg in den Tag. Man hat durch den Kirchentag viele neue Menschen und neue Freunde kennengelernt – und viele bekannte Gesichter getroffen. Was ich schade fand, dass man nur einen kleinen Teil des riesigen Angebotes wahrnehmen konnte, da sich entweder die Zeiten der Angebote mit anderen überschnitten haben oder die Angebote eine so große Entfernung voneinander hatten, dass man es gar nicht mehr pünktlich geschafft hätte. Die Angebote am Abend waren super: Von gemeinsamen Gottesdiensten und Andachten zu Komödien bis hin zu Konzerten und Theaterstücken! Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich die Zeit mit den anderen fünf sehr genossen habe und ich mich schon auf die nächste Zeit mit ihnen zusammen freue. Und ich bin gespannt auf einen gemeinsamen Kirchentag 2025 in Hannover!“
Mareike Spillner, Öffentlichkeitsbeauftragte des Kirchenkreises: „Beeindruckend, verbindend, Aufbruchstimmung versprühend – genau so habe ich meinen ‚1. Kirchentag‘ erlebt: die Herzen der Menschen weit offen, eine riesige Gemeinschaft von Christ*innen, alle in ihrem Glauben vereint. Etwa 4000 Helferinnen und Helfer sorgten dafür, dass alle Organisations-Rädchen ineinandergriffen. Eingespielte Teams, freundliche Worte, gute Stimmung – und jede Menge freiwillige Arbeit. Ich hatte mich für drei Tage dem sDREAMteam der Zuhausekirche aus Bremerhaven angeschlossen, das das Streaming für das ‚Zentrum Digitale Kirche‘ in der St. Paulskirche Fürth übernahm. Wir schliefen auf Matratzen in einem Klassenraum einer Helferschule – inklusive Gemeinschaftsduschen-Flair und morgendlichem Abwasch nach dem Frühstück in großen Bottichen auf dem Schulhof. Und es war genial! Mein Highlight: Das abendliche Lichtermeer, der Gänsehaut-Moment, als Tausende miteinander das Vater Unser beteten und der gemeinsame Gesang von ‚Meine Zeit in deinen Händen‘. Das wird mir immer in Erinnerung bleiben!“
Mareike Spillner