In sechs Tagen schuf Gott die Welt, am siebten ruhte er. So steht es in der Bibel. „Ich will niemandem, der so denkt, das ausreden, doch es ist nicht meine Position“, sagte Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng bei ihrem Vortrag im Rahmen der Reihe „Theologie für Neugierige“ in Gieboldehausen. „Viele Menschen wissen nicht, dass es auch andere Arten des Verstehens der Bibel gibt.“
Sie sprach vom wortwörtlichen Verstehen biblischer Texte, der Position des Kreationismus. Dieser sieht den biblischen Text als Widerspruch zur Evolutionstheorie und damit zu den Naturwissenschaften. Insbesondere unter Evangelikalen in den USA ist diese Sichtweise verbreitet. Dem stellte sie eine Auffassung entgegen, dass die Bibel eben nicht direkt von Gott diktiert ist, sondern in einem langen Prozess entstanden und komponiert.
Sie referierte kurz und prägnant zu unterschiedlichen Quellen, zu über Jahrhunderte andauernden Diskussionen, welche Texte überhaupt zur Bibel gehören und auch über bis heute gebräuchliche unterschiedliche Bibelübersetzungen neben der uns geläufigen Lutherbibel. Dabei zeigte sie ihren Zuhörer*innen auch, dass und in welchen Punkten diese Übersetzungen unterschiedlich sind und dass es ja zudem zwei unterschiedliche Schöpfungserzählungen gibt.
Zum einen jene, die die sechs Tage beschreibt, an deren Ende Gott immer wieder sieht, dass es gut ist, und jene, in der er Adam und aus dessen Rippe Eva schuf. All dies deute darauf hin, dass es in der Bibel gar nicht um einen Tatsachenbericht vom Beginn der Welt geht, sondern vielmehr um eine Deutung, um eine mögliche Erklärung. „Die Schöpfungsgeschichte will erzählen, warum es diese Welt gibt und nicht, wie sie entstanden ist“, sagte sie.
Es gehe also nicht um die Frage, ob Schöpfung oder Evolution, Theologie und Glaube stünden eben nicht im Gegensatz zu Wissenschaft. „Ich glaube, dass beides miteinander vereinbar ist, da es verschiedene Möglichkeiten gibt, die Welt zu verstehen“, so ihr Fazit, „wir Christen brauchen unsere Vernunft nicht abzuschalten.“
Gott wollte diese Erde, hat sie geordnet und sie für uns lebenswert gemacht. Gottfried Wilhelm Leibnitz sprach von der besten aller möglichen Welten, wurde in der anschließenden Diskussion angeführt. Die wurde ziemlich lebendig geführt, denn trotz der Hitze waren etliche Neugierige erschienen, zum Teil sogar aus Göttingen oder aus dem Oberharz.
Die nächste Veranstaltung der Reihe ist am 21. August, dann wird Pastor André Dittmann in Schwiegershausen über die Trinität Gottes sprechen und vorrechnen, warum 3=1 ist.
Christian Dolle