Kirchenkreis. Ende des Jahres endet die sechsjährige Amtszeit der gewählten Kirchenkreissynode des Kirchenkreises Harzer Land. Das „Kirchenparlament“ mit mehr als 70 gewählten Mitgliedern repräsentiert die Kirchengemeinden und Institutionen. In der Kirchenkreissynode werden wichtige Entscheidungen für die Kirchen- und Kapellengemeinden und ihre Mitglieder getroffen. Am 13. Dezember werden die ausscheidenden Mitglieder am Ende der letzten gemeinsamen Sitzung feierlich verabschiedet. Geleitet wird die Kirchenkreissynode von der Synodenvorsitzenden Ingrid Baum – und das seit 18 Jahren. Nun wird sie aus diesem Amt verabschiedet. Im Gespräch blickt Ingrid Baum auf bewegte Jahre zurück – mit Coronapandemie, Superintendentenwechsel und vielen kirchlichen Handlungsfeldern.
Was war Ihnen als Vorsitzende der Kirchenkreissynode wichtig?
Ingrid Baum: „Wichtig war mir, dass Beschlüsse sorgfältig und ausführlich vorbereiten wurden und es genug Zeit und Möglichkeiten gab, Diskussionen in den Ausschüssen und Kirchenvorständen zu führen, bevor ein Beschluss letztendlich in der Synode gefasst wurde.
Viel Freude hat über die vielen Jahre immer wieder bereitet, Menschen kennenzulernen und sich auszutauschen. Das Suchen nach Lösungen hat mich motiviert und zufrieden gemacht, wenn es denn gelungen war und ich etwas dazu beitragen konnte.“
Welche Bedeutung sehen Sie in der ehrenamtlichen Arbeit in den Kirchengemeinden?
Ingrid Baum: „Die ehrenamtliche Arbeit hat eine enorm wichtige Bedeutung. Ohne diese Arbeit würden viele Dinge in der Kirchengemeinde nicht stattfinden oder funktionieren. Das fängt bei der Planung und Durchführung von Aktivitäten im Kirchenjahr an, geht über die strategische Planung für die Gemeinde und endet bei der Personalverantwortung gegenüber Mitarbeitenden – um nur ein paar Aufgaben zu nennen. An dieser Stelle möchte ich aber auch die ehrenamtliche Arbeit auf Kirchenkreisebene in den Blick nehmen. In vielen Ausschüssen und Gremien engagieren sich ehrenamtlich Menschen und sorgen dafür, dass Dinge geregelt werden, die auf Kreisebene stattfinden. Der Kirchenkreis unterhält auch Institutionen wie z.B. das Diakonische Werk, die Fachstelle für Sucht- und Suchtprävention, die evangelischen Kindertagesstätten oder Arbeitsfelder wie die evangelische Jugend. Auch hier müssen immer wieder Beratungen stattfinden und Beschlüsse gefasst werden und deshalb ist es unumgänglich, dass Ehrenamtliche sich engagieren.“
Welche Herausforderungen musste die Kirchenkreissynode in den letzten sechs Jahren bewältigen?
Ingrid Baum: „Als größte Herausforderung sehe ich die sinkende Mitgliederzahl in der Landeskirche und auch im Kirchenkreis Harzer Land. Diese haben Anpassungsmaßnahmen erforderlich gemacht, die sich im Stellenplan 2023-2028 und im Kirchengebäudemanagement auswirken. Darüber hinaus mussten wir Formate entwickeln, damit wir auch während der Coronapandemie handlung- und beschlussfähig geblieben sind. Eine weitere Herausforderung ist die Entwicklung eines Schutzkonzeptes zur Prävention sexualisierter Gewalt, das in der letzten Sitzung der Synode verabschiedet werden soll und die Erarbeitung eines Energiemanagementkonzeptes, die in diesem Jahr begonnen hat. Auch die Verabschiedung von Superintendent Keil und die Neuwahl von Superintendentin Schimmelpfeng fielen in die Legislaturperiode.“
Mehr als 70 gewählte Mitglieder gehörten zur bisherigen Kirchenkreissynode, die 2019 erstmals zusammentrat. Sie repräsentieren die Gemeinden und Institutionen des Kirchenkreises und trafen wichtige Entscheidungen. Wie schätzen Sie den "Ertrag" dieser Zeit ein: Bleiben viele Fragen offen? Oder sehen Sie eher das, was gelungen ist?
Ingrid Baum: „Grundsätzlich blicke ich auf das, was gelungen ist. Letztendlich sollen alle gefassten Beschlüsse ja dazu beitragen, dass Kirche zukunftsfähig gemacht werden soll. Ich kann aber auch die Bedenken einzelner Kirchenvorsteher*innen nachvollziehen, die sich speziell für ihre Kirchengemeinde etwas anderes gewünscht hätten. Es ist immer schwer, sich von Dingen verabschieden zu müssen, die schon immer so waren wie sie waren. Aber in dem Neuen kann auch Positives stecken. Besonders gelungen finde ich die vielen Kooperationen und Zusammenschlüsse, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben. Dabei sind schon gute Ideen gewachsen.“
Was möchten Sie den Delegierten der neuen Kirchenkreissynode mit auf den Weg geben?
Ingrid Baum: „Ich möchte die neuen Mitglieder ermutigen, sich einzubringen. Am besten gelingt das, wenn man auch in Ausschüssen mitarbeitet. Festzustellen, dass man etwas bewirken kann, gibt ein gutes Gefühl.“
Zur Person:
Ingrid Baum ist seit 2007, also seit 18 Jahren, Vorsitzende der Kirchenkreissynode. Erstmals in die Synode gewählt wurde sie 1983, damit kommt die Hattorferin auf stolze 42 Jahre Synodenzugehörigkeit. Im Vorstand der Kirchenkreissynode arbeitet die heute 67-Jährige seit 1994. Bis Sommer 2023 war Ingrid Baum in der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention des Kirchenkreises Harzer Land tätig und wurde dann in den Ruhestand verabschiedet. Sie ist vom Kirchenkreisvorstand in die neue Synode berufen worden, wird aber nicht mehr für den Vorsitz kandidieren.
Christian Dolle