Bad Grund. Bessere Vernetzung, mehr Teilhabe, mehr Unterstützung – digitale Medien bieten viele Chancen für ältere Menschen. Doch meist fühlen sich Seniorinnen und Senioren nicht fit im Umgang mit dem Internet, dem Handy oder dem Laptop. Dabei könnten digitale Angebote Älteren dabei helfen, so lange wie möglich selbstbestimmt zu leben. Mit Hilfe der Digital-Scouts soll den Senioren die Angst im Umgang mit dem Internet genommen. Das gemeinsame Projekt der Digital-Scouts wird organisiert von der Seniorenbeauftragten der Gemeinde Bad Grund, Rebecca Singh, dem DRK-Familienzentrum Osterode und Bad Grund (Michaela Schirm-Lieb) und der Evangelischen Jugend Harzer Land mit der Diakonin Ann-Kathrin Zietz. Mit dabei waren auch Lenia Klingebiel (Bundesfreiwilligendienst) und der Praktikant Pierre Töllner aus dem Jugendcafé Badenhausen. Die Digital-Scouts sind Konfirmandinnen und Konfirmanden aus dem Kirchenkreis Harzer Land - Region Oberharz und der Kirchengemeinde Badenhausen und Windhausen.
Bei dem jüngsten Treffen im Gemeinderaum in Bad Grund hatten die sieben Senioren sogar das Glück einer nahezu Eins-zu-Eins-Betreuung. Vorwiegend standen an dem Nachmittag die Handys im Vordergrund, nachdem die erst Hürde – nämlich das Einwählen ins WLan – erfolgreich gemeistert wurde.
"Eigentlich habe ich ja nicht viel Interesse daran, aber auf Befehl der Kinder mache ich natürlich mit", sagte eine Seniorin humorvoll. Sie könne zwar mit dem Messenger-Dienst Whatsapp Nachrichten verschicken, woran es hapere sei aber, dass sie es nicht schaffe, Fotos zu versenden. Da konnte sofort Abhilfe geschaffen werden. Dabei wurde ihr auch gezeigt, wie sie eine Sprachnachricht verschicken könne oder auch zum Beispiel auch ihren Standort. Gerade bei Spaziergängen sei das hilfreich, falls man sich tatsächlich mal verlaufen habe. Ebenso sagte die Seniorin noch, dass sie Probleme dabei habe, eine App wieder zu verlassen. Darauf, dass dies durch ein Wischen nach oben funktioniere, sei sie selbst gar nicht gekommen. "Ich bin vielleicht auch manchmal zu ängstlich, um etwas auszuprobieren. Und wenn etwas geklappt hat, weiß ich nicht mehr, wie ich dorthin gelangt bin", gab sie zu. Allerdings brauche sie diese Furcht gar nicht haben, wurde sie ermutigt. Die Seniorin nutzte dabei auch gleich die Gelegenheit, sich wichtige Dinge zu notieren. Beim Öffnen des SMS-Messengers, konnte man der Seniorin sogleich noch einen guten Tipp geben. Dabei handelte es sich vermeintlich um eine SMS der Post. Allerdings sei das eine Betrugsmasche, die sich Smishing nennt. Die Bezeichnung ist eine Kombination aus SMS und Phishing – also eine Betrugsmasche, mit der Kriminelle an die persönlichen Daten der Empfänger kommen oder Schadsoftware auf Mobiltelefonen verbreiten wollen - also: niemals öffnen und gleich löschen.
"Ich finde das richtig schön, dass sich in diesem Projekt um die Senioren gekümmert wird. Wenn man älter wird, fallen einem manche Dinge eben schwerer", so die Bad Grunderin, die augenzwinkernd versprach, zu Hause kräftig zu üben.
Wer also behauptet, das Internet sei nur etwas für jüngere Menschen, ist also gewaltig auf dem Holzweg.
Mareike Spillner