Wenn am Heiligabend alle Geschenke ausgepackt und die Weihnachtsgans aufgegessen ist, kehrt Ruhe ein. In den Straßen Osterodes aber ist dann ein leiser Gesang zu hören, der durch die ganze Stadt getragen wird. „Dies ist der Tag, den Gott gemacht, sein werd in aller Welt gedacht; ihn preise, was durch Jesus Christ im Himmel und auf Erden ist“, singen die Weihnachtssänger, jenen Choral von Christian Fürchtegott Gellert.
Auch in diesem Jahr trafen die Sängerinnen und Sänger in den dunklen Kutten wieder um 22 Uhr auf dem Martin-Luther-Platz ein. Wegen des Regens sangen sie aber nicht vor, sondern in der St. Aegidienkirche. Das nahmen auch all jene Osteroder*innen, die gekommen waren, um entweder die Grußworte von Bürgermeister Jens Augat zu hören oder aber durch die Innenstadt mitzulaufen, dankend an.
In guter Tradition schickte der Bürgermeister die Gruppe auf den Weg, der zunächst einmal nach St. Marien führte. Dort begrüßte Friedrich-Carl von Richter die Weihnachtssänger und erinnerte an alte Zeiten, in denen manche Nachbarn sogar den Telefonhörer aus dem Fenster hielten, damit weit entfernt lebende Verwandte den Gesang ebenfalls hören konnten.
„Die Weihnachtssänger haben die Osteroder verbunden“, sagte er und kam auf die Gesamtkirchengemeinde zu sprechen, die die Osteroder ab dem 1. Januar auch formal eint. An diesem Abend sollte es aber nicht darum gehen, sondern um eine gemeinsame Tradition, ohne die Weihnachten für viele gar nicht denkbar ist. So folgten dann auch viele dem Weg noch weiter bis St. Jacobi, wo der Zug der Weihnachtssänger durch die nächtliche Stadt endete.
Christian Dolle