Am Michaelistag wurde die Kirche in Gieboldehausen wieder zur Bühne für ein Theaterstück. Wie schon vor zwei Jahren behandelte es auf besondere Weise ein biblisches Thema und stammte aus der Feder von Hermann Martini. Diesmal ging es um die Frage, wie das Böse in die Welt kam.
Bevor die Erzengel Gabriel und Michael sowie Luzifer sich allerdings damit auseinandersetzen konnten, mussten erst einmal Darsteller gefunden werden. Gesucht wurde im gesamten Kirchenkreis Harzer Land über Zeitungsartikel. Den las auch Nils Polossek aus Osterode, genauer gesagt eigentlich seine Mutter, wie er verrät.
Nils wurde durch Krippenspiele mit der Freude am Schauspiel infiziert, ist inzwischen seit sieben Jahren Ensemblemitglied beim Lerbacher Komöd‘chen. Die Begeisterung des 18-Jährigen geht so weit, dass er sogar überlegt, beruflich in diese Richtung zu gehen. Zunächst aber macht er aktuell seinen Bundesfreiwilligendienst bei der evangelischen Jugend Harzer Land.
Auch das hat wieder mit Theater zu tun, denn er fand über das Stück „Mord im Märchenland“, das im April in der Marienkirche aufgeführt wurde, in die Gruppe und eben auch Spaß an der Jugendarbeit. „Durch Angie und Anna [beide sind sehr engagiert bei allen Projekten der evangelischen Jugend, Anm. d. Verf.] hatte ich Kontakte und fand die Gemeinschaft hier von Anfang an toll“, erzählt er. Eigentlich ist er ja katholisch, doch „bei uns fehlt leider die Jugend“, räumt er ein. Kein Problem, das Jugendhaus in der Marienvorstadt steht allen offen.
Die Rolle im Stück von Hermann Martini war für ihn schon etwas anderes als das, was er bisher spielte, eine Herausforderung, aber eben auch die Möglichkeit, sich zu beweisen. So probte er als Erzengel Michael an der Seite von Marlis Heringhaus als Gabriel und Brigitte Otterstein als Luzifer und konnte die Aufführung mit Orgelmusik in der illuminierten Kirche schließlich in vollen Zügen genießen. Das Publikum ebenso.
Und wenn es mit der professionellen Schauspielkarriere nicht klappt, kann er sich auch einen Job wie den von Diakonin Iris Fahnkow bei der evangelischen Jugend durchaus vorstellen. Da lässt sich ja beides durchaus auch miteinander verbinden. Auf jeden Fall ist Nils um eine Bühnenerfahrung reicher und zieht für sich das Fazit: „Es hat Spaß gemacht und war wunderschön.“ Na dann war es bestimmt nicht das letzte Mal.
Christian Dolle