Was kann über eine Pastorin geschrieben werden, die 40 Jahre im Dienst der Landeskirche Hannovers tätig war und nun in den Ruhestand verabschiedet wird? Die Rede ist von Astrid Schwerdtfeger, die mit einer kleinen „Abschiedstour durch die Kirchen“ mit Start am Sonntag zum Morgengebet in Steina verabschiedet wird. Weitere Gelegenheiten, sich zu verabschieden, bestehen am Sonntag, 5. Februar, um 11 Uhr in der St. Antonius-Kirche in Bad Grund und beim Bergdankfest in Wildemann am Sonntag, 19. Februar, um 9.30 Uhr in der Maria-Magdalenen-Kirche. Am Sonntag, 26. Februar, endet die Abschiedstour in Hilkerode mit einem Gottesdienst zu Invokavit.
Ihren Weg als Pastorin hatte Astrid Schwerdtfeger im 1983 in ihrem Vikariat in Zellerfeld begonnen, und im Oberharz sagt sie nach drei Jahren als Pastorin für Bad Grund und Wildemann, mit Vertretungen im gesamten Oberharz, auch Abschied davon. „Wie schön, dass ich im Jahr 2020 wieder im Oberharz gelandet bin, wo ich angefangen hatte. Die Zusammenarbeit im Oberharz war stets konstruktiv und harmonisch, sowohl mit den Kirchenvorständen als auch mit den Kolleg*innen.“ Zudem ist Astrid Schwerdtfeger mit ihrem Akkordeon in der ökumenischen Musikgruppe „Praise & Move“ aktiv. „Die Gruppe hat es mit in die Wege geleitet, dass alle größeren Ereignisse im Oberharz ökumenisch gestaltet werden. Das ist sehr gut. Krise ist in jeder der Konfessionen. Gemeinsam sind wir stark und in der Band nicht zu überhören“, sagt die Pastorin.
Doch zurück zu den Anfängen: Astrid Schwerdtfeger wurde 1986 in Hilkerode an Invokavit zur Pastorin ordiniert, ein halbes Jahr später kam ihr Mann aus der ehemaligen DDR nach. In Hilkerode wuchsen auch ihre beiden Kinder auf. Gemeindeaufbau und Ökumene sowie Schüler- und Kindergottesdienste, ein Kinderspielkreis und eine Jugendgruppe waren Schwerdtfegers Schwerpunkte. „Ich hatte mit sieben stramm katholischen Dörfern zu tun und mit fünf katholischen Priestern. Es gab viel Dialog und zunehmend auch ökumenische Gottesdienste“, blickt die Pastorin zurück. Da Hilkerode nicht die Gemeindegliederzahl für eine volle Stelle hatte, bot sie in dieser Zeit im Rahmen einer Zusatzbeauftragung Bibelseminare, Retraiten und Meditationskurse an – vor allen Dingen in Walkenried, aber auch in Bursfelde, Riechenberg und in Loccum. Sie hatte bei den Jesuiten eine zweijährige Ausbildung zur Exerzitienbegleiterin gemacht. Auch war Astrid Schwerdtfeger Mitglied im Loccumer Arbeitskreis für Meditation, wobei sie 13 Jahre der Schulungsgruppe Via Cordis (Herzensgebet) bei Franz Xaver Jans angehörte. „Mein Mann ist Pastor im Ehrenamt und hat mich, wenn ich aushäusig war, in der Gemeinde vertreten – auch als ich unsere Kinder bekam, die in guter Teamarbeit von meinem Mann, meiner Mutter und mir großgezogen worden sind.
1995 wechselten Schwerdtfegers in die Kirchengemeine Steina. „Ich begann wieder mit dem Gemeindeaufbau. Das war in der ersten Zeit ein rechtes Steineklopfen. Eine Redaktion für den Gemeindebrief wurde gegründet. Kinderkreis, Jugendgruppe und Bibelkreis folgten, dazu der Seniorinnenkreis“, so Schwerdtfeger. Drei Jahre später hatte sie zusätzlich die 2. Pfarrstelle in Bad Sachsa inne und begleitete die Konfirmanden. „In dieser Zeit wurde KU3 vom Kirchenvorstand Bad Sachsa übernommen, weil die Umstellung auf KU3 in Steina gut gelaufen war. KU3 bedeutet: Das erste Jahr Konfirmandenunterricht erfolgt mit Drittklässlern, das 2. Konfirmandenjahr mit Achtklässlern. In den Zwischenjahren gibt es immer wieder Veranstaltungen für die Konfirmanden“, erklärt Astrid Schwerdtfeger und ergänzt: „Als ich Steina im Jahr 2009 verließ, kam es zu einer erstaunlichen Wende: Ein ausgesprochen junger KV entstand, der mit den jungen Pastor*innen, die folgten, an meine Aufbauarbeit anknüpfte, die Kirchengemeinde lebendig erhielt und zeitgemäß weiterentwickelte. Ich freue mich, dass das Tischabendmahl am Gründonnerstag, das Morgengebet an Sonntagen und der Neujahrsempfang aus „meiner Zeit“ erhalten geblieben sind.“
Zum Schuljahr 2009/2010 ging Schwerdtfeger als Schulpastorin an die BBS I Göttingen. In der Schule war der Interreligiöse Dialog ihr Schwerpunkt, besonders die Auseinandersetzung mit dem Islam. „Meine Verweildauer in der Schule war von der Landeskirche her für fünf Jahre vorgesehen. Ich blieb sieben Jahre und durfte anschließend im Rahmen eines Studienurlaubs im Wintersemester 2016/2017 ein Kontaktstudium in Rom absolvieren“, blickt Schwerdtfeger zurück.
Von 2017 bis 2019 war sie schließlich für knapp drei Jahre Klosterpfarrerin im Kloster Amelungsborn und Gemeindepastorin in den fünf Patronatsdörfern. „Zu meiner Überraschung war die Gemeindearbeit bereits komplett in den Händen von Ehrenamtlichen. Da hatte sich in der Dekade, in der ich nicht mehr Gemeindepastorin war, Grundlegendes verändert. Dasselbe gilt für Bad Grund und Wildemann im Harz, wohin ich auf eigenen Wunsch im Februar 2020 zurückkam.“
Neben gelegentlichen Vertretungsdiensten im Oberharz hat sich Schwerdtfeger dort besonders für die „Kleinen Gottesdienste“ eingesetzt, beim Tauffest mitgemacht, die Besuchsdienstler versammelt und in die Wege geleitet, dass sie auch in Zukunft pfarramtlich betreut werden. Kürzlich wurden bei der Gottesdienstplanung noch die Weichen dafür gestellt, dass im Jahr 2023 mit Prädikant*innen und Lektor*innen wieder weihnachtliche Gottesdienste in den Seniorenpflegeheimen gefeiert werden. „Ich hatte eine harmonische und lohnende Zeit im Oberharz – und über 40 gute und erfüllte Jahre im kirchlichen Dienst der Landeskirche Hannovers. Nun ist es Zeit, auf Wiedersehen zu sagen. In diesem Sinne wünsche ich dem Oberharz und dem gesamten Kirchenkreis Harzer Land Gottes reichen Segen“, sagt Astrid Schwerdtfeger abschließend. Sie wird zusammen mit ihrem Mann ihren Ruhestand in Berlin verleben, wo sie geboren und zur Schule gegangen ist.
Mareike Spillner