Die drei ??? sind Kult. Seit Jahrzehnten lösen Justus, Peter und Bob ihre Fälle in und um Rocky Beach, die Hörspiele sind bei Kindern wie auch Erwachsenen beliebt, mit ihren Liveshows füllen Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich riesige Hallen. Kern der Geschichten sind allerdings die Bücher. Einige davon schreibt Christoph Dittert, und der war gemeinsam mit Geräuschemacherin Simone Nowicki in der Jugendkirche Paulus in Bad Lauterberg zu Gast.
Der Termin hatte sich relativ kurzfristig ergeben, trotzdem kamen deutlich mehr als 100 Besucher*innen jeden Alters, um diese besondere Veranstaltung mitzuerleben. Auch für Autor Christoph Dittert ist es immer etwas Besonderes, wenn seine Lesungen live vertont werden. „Am liebsten möchte ich immer da rüber gucken und sehen, wie Simone die Geräusche macht“, räumte er ein, „aber wenn ich aufhöre zu lesen, gibt’s eben auch keine Geräusche mehr.“
Er las aus „Melodie der Rache“, sein neuester Teil der Riehe, das damit beginnt, dass sich Peter Journey, ein ehemaliger Rockstar, an die drei Detektive wendet. Er betreibt jetzt eine Ferienanlage, wo er in jedem Zimmer Erinnerungsstücke seiner Karriere ausgestellt hat. Genau die werden nach und nach gestohlen und die drei ??? sollen den Fall aufklären.
Während Christoph die Geschichte las, untermalte Simone sie mit Geräuschen, die fast so perfekt wie in den Hörspielen klangen. Allerdings kommen die nicht etwa aus dem Computer, sondern werden mit Alltagsgegenständen erzeugt. Ein Nachtschränkchen hatte sie auf der Bühne dabei, das für alle aufschwingenden oder zuknallenden Türen diente, verschiedene Untergründe für Schritte in Haus oder Garten oder auf Kies oder Waldboden, außerdem, wie sie sagte, jede Menge „Sperrmüll“.
Wenn sie nicht gerade vor einem Altar auftritt – es war für sie und auch Christoph übrigens das erste Mal in einer Kirche und auch das erste Mal gemeinsam auf der Bühne – arbeitet sie als Sounddesignerin. Sie kommt eigentlich vom Film, denn auch da sind die meisten Geräusche reine Illusion und nicht das, wonach sie klingen. Außerdem macht sie Live-Hörspiele oder auch die Sounds in Videospielen. Für Daedalic war sie beispielsweise schon tätig und dort auch (wie sie später ein wenig kleinlaut zugab) für „Gollum“.
„Es gibt mehr Astronautinnen auf der Welt als Geräuschemacherinnen“, sagte sie, aber immerhin kann ihr Wassersprudler sowohl eine Raumschifftür darstellen als auch einen blasenden Wal. Gena dieses kreative Puzzeln, um den richtigen Sound für etwas zu finden, liebt sie, und das war der Veranstaltung auch deutlich anzumerken. Ebenso liebt auch Christoph seinen Beruf als Autor für diese Serie, daneben noch für „Perry Rhodan“ und etliche eigene Projekte, also genau diese Mischung, mal für Kinder, mal für erwachsene zu schreiben.
Die Lesung oder eigentlich vielmehr das Live-Hörspiel ging also viel zu schnell zuende. Christoph erzählte noch, dass die Idee zu diesem Fall auf der Begegnung mit einem echten Berufsmusiker beruht. Jemand, der einst unter anderem mit Tina Turner auf der Bühne stand und heute genau wie im Buch eine Ferienanlage betreibt. Justus, Peter und Bob bekommen es allerdings irgendwann mit einem Monster zu tun, das sich dort am Pool herumtreibt und alle in Schrecken versetzt. Nur Einbildung? Aber woher kommt dann die Musik, die erklingt, wenn es auftaucht?
Christian Dolle