Kirche erneuert sich

Nachricht Kirchenkreis, 24. Februar 2023

Zukunftsprozess der Landeskirche soll Mitgliederschwund entgegenwirken

@Christian Dolle

Die Austrittszahlen der Kirchen sind alarmierend. 32 022 Menschen sind im Jahr 2021 aus der Landeskirche Hannovers ausgetreten, bei insgesamt 2 368 643 Mitgliedern. Der Trend zeigt sich in allen Kirchen und auch in allen Kirchenkreisen, so auch im Harzer Land. Kirche muss sich also verändern, um in der aktuellen Gesellschaft relevant zu bleiben.

Um diese Veränderung flächendeckend und unter Beteiligung möglichst vieler Menschen auf den Weg zu bringen, rief die Landeskirche den sogenannten Zukunftsprozess ins Leben. Unter www.Zukunftsprozess.de wurden zunächst einmal alle Ideen gesammelt, die dann auf ihre Umsetzbarkeit hin diskutiert und schließlich als konkrete Konzepte formuliert werden sollen. Zunächst einmal ist also alles möglich, denn gute Ideen gibt es in vielen Kirchengemeinden, nur oft verbleiben sie dort auch.

Es sollte aber doch gelingen, diese Neuerungen und Veränderungsprozesse im Kleinen so öffentlich zu machen, dass auch andere davon profitieren können, sei es von den Ideen selbst, von Details bei der Umsetzung oder letztlich auch in Sachen Marketing, also das Gute auch so zu präsentieren, dass Menschen, die nicht ganz so kirchennah sind, es auch mitbekommen.

Bis jetzt ließ die Beteiligung am Zukunftsprozess zu wünschen übrig, so eine erste Bilanz, viele Haupt- und Ehrenamtliche haben ohnehin schon mehr als genug zu tun und wollen sich nicht noch mehr aufhalsen, einige sind es auch schlicht nicht gewöhnt, sich digital an solchen Prozessen zu beteiligen. Daher wird jetzt noch stärker versucht, die Ideenfindung und alles, was darauf aufbaut, in die Kirchenkreise zu tragen und dort Menschen zu motivieren.

Für den Kirchenkreis Harzer Land ist Pastor i.R. Klaus-Wilhelm Depker der Koordinator für den Zukunftsprozess. „Die Veränderung kommt, wir können uns entscheiden, ob wir mitmachen“, sagt er und betont, dass er es für wichtig hält, dass Kirche mit der sich verändernden Welt Schritt hält. Den Ansatz der Landeskirche, möglichst viele Menschen mit ins Boot zu holen und vom Bischof bis zum kirchenkritischen Gemeindeglied jeden anzuhören, um danach Zukunft zu gestalten, findet er spannend und hält es für den richtigen Weg.

Daher möchte er nun auf die einzelnen Regionen im Kirchenkreis zugehen und für ein Mitwirken werben. Genau dafür sucht er derzeit noch einige Unterstützer, die ihm helfen, diesen Prozess vor Ort zu koordinieren. „Wir müssen grundlegend nachdenken, wie das zukünftige Pastoren- und Gemeindebild aussehen soll“, macht er deutlich und meint damit natürlich sämtliche Umstände wie demografischen Wandel, Sparmaßnahmen und auch Pastor*innenmangel, die für veränderte Zeiten sorgen. „Von meinem Kollegen Jens-Arne Edelmann habe ich gelernt, dass der Heilige Geist durch Widerstände wirkt“, erklärt er, warum er zuversichtlich ist, dass es gelingen kann.

Wer sich also einbringen will, ist auf jeden Fall willkommen, die Arbeitsphase dauert voraussichtlich noch bis Februar 2024 an. Und ganz ehrlich, auch und gerade im Kirchenkreis Harzer Land gibt es (nicht zuletzt durch die Herausforderungen der Pandemie) so viele Experimente und Ideen, die es wert sind, nicht wieder in der Versenkung zu verschwinden, sondern noch viel mehr Menschen vorgestellt zu werden.

Christian Dolle