„Wir haben der Orgel den Leib aufgerissen“, sagt Hans-Ulrich Funk mit einem Lächeln. Dabei ist es weit weniger dramatisch als es klingt, denn der Orgel wurde kein Leid angetan, stattdessen wurde sie gehegt und gepflegt und bekam sogar noch drei zusätzliche Register. 18 statt 15 Register sind es jetzt, insgesamt weit mehr als 1000 Pfeifen, die größte von ihnen 5 Meter lang. Und jetzt klingen sie alle auch wieder, wie sie klingen sollen.
Es sei keine so geliebte Orgel gewesen, erzählt der ehemalige Kreiskantor und Orgelexperte, doch jetzt klinge sie nicht mehr so aggressiv, so dass in der Johannes-Servatius-Kirche auch wieder Konzerte möglich sind. „Sie hat sich gegenüber ihren Schwestern herausgeputzt“, freut sich Funk.
1827 ist der heutige Orgelprospekt gebaut worden, 1852 durch Johann Andreas Engelhardt wurde das Instrument umgearbeitet, 1975 zuletzt renoviert. Gemeinsam mit Gustavo Therm von der Orgelbaufirma Sauer und Heinemann aus Höxter hat Hans-Ulrich Funk in den vergangenen Wochen an der Orgel gearbeitet. Allerdings nur, wenn es nicht zu warm wurde, denn Wärme richtet zusätzlichen Schaden an.
Daher betrifft der Klimawandel auch Orgeln, erläutert er, die Instrumente in den eigentlich ja kühlen Kirchen verziehen sich zunehmend, Schimmel bildet sich viel leichter als früher. Vor allem starke Temperaturschwankungen tun den Orgeln nicht gut. „Vom Klang her fällt das allerdings niemandem auf“, räumt er ein.
Jetzt wird der besser Klang aber hoffentlich vielen Besuchern auffallen, vor allem die drei neuen Register, die für die tiefen Töne, das klangliche Fundament sorgen. Damit kommt man auch dem eigentlichen Konzept Engelhardts wieder näher, erklärt er. Auf jeden Fall soll das nun der Stand für die kommenden Jahre und Jahrzehnte sein. „Die Gemeinde hat für passable Kosten sehr viel Orgel bekommen“, zieht Hans-Ulrich Funk Bilanz.
Christian Dolle