Der Mitgliederschwund bei den Kirchen macht sich natürlich auch im Harzer Land bemerkbar. Weniger durch Austritte denn durch eine sich verändernde Gesellschaft und demografischen Wandel in den Regionen. Trotzdem hat sich die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchenkreis in den letzten Jahrzehnten etwa um die Hälfte reduziert. „Aber wir sind eine quietschlebendige Kirche“, trotzte Superintendentin Ulrike Schimmelpfeng bei der Kirchenkreissynode am Freitag in Herzberg dem allgemeinen Jammern.
Sicher sei es schmerzhaft und ja auch mit Einschnitten verbunden, wie sich aktuell im Gebäudemanagement zeigt (wir berichteten). Dennoch könne man den Blick ebenso auf Kindermusicals, Konficamps, Sommergottesdienste, Tauffeste und zahlreiche weitere Veranstaltungen lenken, die ausgesprochen gut besucht sind und bei den Menschen gut ankommen. „Ja, wir verlieren Mitglieder, aber 47 000 gehören noch zu uns“, betonte sie.
Vielleicht werden in den Kirchen verhaftete Christen in einigen Jahren eine Minderheit in Deutschland sein, doch eben nach wie vor eine lebendige Kirche und Menschen, für die es sich lohnt, gute Arbeit zu leisten. „Wir sollten das tun, wovon wir überzeugt sind und was wir glauben. Nur dann können wir auch andere überzeugen.“
Um die konkrete Arbeit ging es in der Vorstellung des Schutzkonzeptes zur Prävention sexueller Gewalt. Rieke Miessalla von der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention stellte es vor und bezeichnete es als „emotionales Thema“. Ein Konzept helfe dabei, in möglicherweise auftretenden Fällen eben nicht nur emotionalisiert zu handeln, sondern Leitlinien zu haben, die dafür sorgen, dass alles, was gegen die Schutzatmosphäre in kirchlichen Einrichtungen und die sexuelle Selbstbestimmung verstößt, schnell und an die richtigen Stellen weitergeleitet wird.
Die Landeskirche baut seit zehn Jahren ein System zur Vermeidung auf, was beinhaltet, dass auch jeder Kirchenkreis ein Konzept aufstellen soll. Wichtig dabei ist in erster Linie, dass es keine Toleranz gegenüber sexualisierter Gewalt gibt und die Anlaufstellen bekannt sind, so dass alles weitergeleitet werden kann. Rieke Miessalla stellte das Konzept erst einmal vor, einen Beschuss gab es hierzu noch nicht zu fassen.
Gleiches galt auch für Petra Utermöllers Bericht aus der Synode der Landeskirche, wo Landesbischof Meister sich gegen ein Zuviel in Kirchen aussprach, also für mehr Zusammenarbeit, um Überlastungen zu vermeiden. Weiterhin waren ein wohl noch in der Ferne liegender Zusammenschluss aller Landeskirchen in Niedersachsen, die Möglichkeit für Diakone, direkt auf landeskirchlicher Ebene angestellt zu werden, sowie eine Verschärfung des Klimakonzeptes Thema.
Der Stellenplanungsausschuss befasste sich unter anderem mit den etwa 960 Beerdigungen pro Jahr im Kirchenkreis. Hierfür soll eine zusätzliche befristete Seelsorgereferentenstelle geschaffen werden. Außerdem wird für die Arbeit Rieke Miessallas eine ebenfalls befristete Stelle für das von ihr vorgestellte Konzept geschaffen. Zudem muss die Hausmeisterstelle im Kirchenzentrum neu besetzt werden. Den Beschlussvorschlägen wurde im ersten Fall mehrheitlich, in den anderen beiden einstimmig zugestimmt.
Der Finanzausschuss arbeitete an einem neuen Verteilungsschlüssel für die Zuweisungen an die Kirchengemeinden. Das bisherige Modell wurde teils angepasst und soll vor allem transparenter sein. Ein Beschluss dazu wird aber erst in einer der nächsten Sitzungen gefasst. Dann soll auch ein Entwurf für eine neue Hauptsatzung vorgestellt werden und auch die anstehende Kirchenvorstandswahl wird wohl noch einmal Thema werden, da bis jetzt noch nicht alle Gemeinden bei der Kandidatensuche erfolgreich waren.
Christian Dolle